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„Dann wollen wir doch mal sehen, welche schlechten Plätze noch frei sind“, unkt die Dame von der Reservierungshotline. Wir haben uns spontan entschlossen, in die nächste Abend-Vorstellung des neuen Jackson-Blockbusters zu gehen. „Noch zwei Plätze in der Mitte der ersten Reihe“, bedauert die Hotline. – „Okay, nehme ich.“ – „Aber bedenken Sie, dass der Film drei Stunden dauert“, versucht sie mich umzustimmen, „in der Loge gibt es außen noch zwei freie Plätze.“ – „Nein danke, wir sind lieber nah dran“. So sitzen meine Frau und ich dann also als einzige Zuschauer in der ersten Reihe und damit präzise in der Sprühzone der Trolle. (Dabei sind unsere Schirme nur zum Trocknen aufgespannt, weil es zuvor auf dem Hinweg ins Kino Bindfäden geregnet hat.) Abgesehen davon sitze ich gern möglichst weit vorne: Man ist immer mitten drin im Film-Getümmel. Wunderbar! Meine Skizze zeichne ich in der Pause, die Fläche der Projektionswand bleibt also zunächst noch weiß. In der zweiten Hälfte kommt dann das passende Motiv dafür: eine beeindruckende Neuseeland-Totale, in der Bilbo und die 13 Zwerge durch Mittelerde wandern.
Habe ansonsten nach der langen Vorfreude ein bisschen mehr erwartet vom „Hobbit“. (Aber Meckern ist ja immer leicht.) Mit „Lord of the Rings“ hat Peter Jackson hohe Standards gesetzt, die es ihm selbst bei Folgeprojekten nicht leicht machen. Schon die Rückblende zu Beginn ist schwerfällig angelegt. Und ob es eine gute Idee war, die Geschichte auf drei Episoden zu dehnen? Das rülpsig-derbe Zwergentreffen im ersten Drittel finden wir jedenfalls etwas langatmig. Zusätzlich eingefügte Szenen wie die mit Radagast und dem Igel oder seine Begegnung mit dem Nekromanten wirken ziemlich mühsam. Ebenfalls das schwache Treffen zwischen Gandalf, Saruman, Galadriel und Elrond. Es gibt bessere Szenen im Film: Die sich prügelnden Steinriesen sind nicht von schlechten Eltern. Auch die Szene, in der die Wölfe den soeben aus den Orkhöhlen Entkommenen den Weg abschneiden und sie buchstäblich auf den letzten Baum am äußersten Rand der Klippe treiben, ist visuell stark. Mehr stimmige Bildideen auf diesem Niveau täten der Dramaturgie gut. Dieses visuelle Manko kann auch die doppelt so hohe Bildrate nicht wettmachen. Technik ist eben nicht alles. Wo Peter Jackson jedoch sein Motion Capture Verfahren klug einsetzt, gewinnt der Film: Überzeugend finde ich zum Beispiel das Rätselspiel von Gollum und Bilbo im Ork-Berg. Schauspielerisch enttäuscht ein bisschen Ian McKellen als Gandalf. Christopher Lee als Saruman überzeugt gar nicht. (Was hat er überhaupt in der Geschichte zu suchen?) Martin Freeman als Bilbo jedoch scheint eine glückliche Wahl zu sein. Auch Richard Armitage als Thorin ist an einigen Stellen gut. Hervorragend einmal mehr: Andy Serkis als Gollum. Mein bisheriges Fazit: Wo das Drehbuch vom Originaltext abweicht, hat der Film Schwächen. Bin mal gespannt, ob Peter Jackson in den beiden folgenden Teilen nah dran am „Hobbit“ bleibt.