6B Graphitstift, Wassertankpinsel und Aquarellfarben auf 21 x 29,7 cm (200 g/qm Aquarell-Skizzenbuch A5).
Mein Sohn hatte mir zum Geburtstag ein Ticket für das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle geschenkt, dessen hervorragendes Ausstellungskonzept ich sehr schätze. Das komplexe Bildprogramm der hier im Original ausgestellten Himmelsscheibe von Nebra gibt der Forschung zum Teil noch immer ungelöste Rätsel auf. Der Museumsdirektor und Landesarchäologe Harald Meller hat mit seinem Team eine faszinierende, aber nicht unangefochtene Deutungshypothese aufgestellt, die jetzt in einer Sonderausstellung durch lokale und international zusammengetragene archäologische Funde dokumentiert und umfassend untermauert wird: Die vernetzten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Entstehungsgeschichte der etwa 3800 Jahre alten Himmelsscheibe auf zwei ausgedehnte Expeditionen oder Fernreisen eines oder mehrerer junger Fürsten der frühen bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur bis in den vorderen Orient – vielleicht nach Babylon – oder auch bis nach Ägypten zurückgehen könnte. Das auf diesen abenteuerlichen Reisen im Tausch gegen kostbare Gastgeschenke aus baltischem Bernstein erworbene technische, astronomische und religiöse Geheimwissen sei nach der Rückkehr durch den Fürsten auf der Himmelsscheibe als eine Art Memogramm festgehalten und zum Auf- und Ausbau erster zentralistischer Machtstrukturen in dieser Region mit weitreichenden politischen Verbindungen genutzt worden, deren Fortbestand hier allerdings nur über einige wenige Herrschergenerationen hinweg erhalten werden konnte.
Nachdem wir uns gestern diese Ausstellung Neue Horizonte angesehen haben, sind wir heute am Fundort der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg bei Nebra unterwegs. Es wird eine ausgedehnte Wanderung bei wunderbar sonnigem Herbstwetter. Als mir schließlich das schöne Zeichenlicht ausgeht, brauchen wir zur Erklärung dieses allabendlichen Phänomens nicht unbedingt einen ägyptischen Sonnenbarkenmythos und auch nicht die Assoziation eines biblischen Flutrettungsgefährts. Vielmehr scheint die Sonne wie schon immer hinter den grünen Hügeln im Westen abzutauchen, ganz einfach weil sich unser Heimatplanet in 23 Stunden, 56 Minuten und 4,1 Sekunden gegen den Uhrzeigersinn in Richtung Osten einmal um die eigene Rotationsachse dreht und dabei in einem Jahr um den zentralen Stern unseres Sonnensystems herumwandert. Jedenfalls müssen wir beiden Allgemeinwissenden uns jetzt erst mal warm anziehen.