Monatsarchive: Januar 2013
lavieren
Wasserlöslicher schwarzer Fineliner und Pentel Aquash Waterbrush auf ca. 70 g/qm (Moleskine Plain Notebook, 25,6 x 20,7 cm).
Heute Abend sind die letzten Zeugniskonferenzen zu Ende gegangen. Damit ist es für das erste Halbjahr fast geschafft. Ich bin ziemlich erschöpft. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend, bin kaum zum Zeichnen gekommen. Das gefühlt endlose Korrigieren von Klassenarbeiten und Klausuren, nervtötende Addieren von entschuldigten und nicht entschuldigten Fehlzeiten, Sichten und Bewerten von Arbeitsergebnissen, Ermitteln von Zeugnisnoten und Punkten und zum Schluss wieder stundenlange Konferieren wirkt sich demotivierend und lähmend auf mich aus. Als ob man durch diesen hauptsächlich bürokratischen Verwaltungsaufwand den Fähigkeiten und Eigenschaften von jungen Menschen auch nur annähernd gerecht werden könnte!
Draußen regnet es. Ich sitze einer Handvoll Schülern bei der Hausaufgabenbetreuung gegenüber. Beginne zu zeichnen. Meine Skizzen laviere ich. Mit wenigen Mitteln Tiefe. Auf diese Weise gegen den Wind zu kreuzen tut mir gut.
kleine Leute
Schwarzer Fineliner auf 80 g/qm (Brunnen Notizbuch DIN A6).
Kurzbesuch bei den Enkelmädchen. Ich bin mal wieder überrascht und völlig überwältigt. Schöne Erinnerungen kommen hoch an die turbulente Zeit, als unsere eigenen Kinder in diesem Alter waren. Heute habe ich nur mein A6-Notizbuch dabei. Das Format ist mir eigentlich zu klein zum Zeichnen. Passt aber irgendwie zum Motiv.
für die Ewigkeit
Pentel Brush Pen und Pentel Aquash Waterbrush mit Horadam Aquarellfarben auf 96 g/qm (Canson Artbook 180º, 28 x 21,6 cm).
»Meine Bilder sind für die Ewigkeit. Das ist ein sehr hoher Anspruch. Nicht alle Bilder schaffen das. Aber darum geht’s mir.« – So Andreas Gursky zu seinen großformatigen Fotografien, die derzeit noch im Museum Kunstpalast in Düsseldorf ausgestellt sind. Gestern war ich mit meinem Leistungskurs der Q1 dort. Gursky wurde ja zusammen mit Caspar David Friedrich ab 2014 zum Kunst-Abithema in NRW auserkoren. Ich kann mir vorstellen, dass ihm das gar nicht so recht ist, weil sich bei ihm nicht nur Bezugspunkte zur Romantik erkennen lassen. Es gibt wohl ein paar Gemeinsamkeiten zwischen den beiden, wobei es schon ein bisschen merkwürdig ist, wenn man Parallelen vorwiegend im Bereich des bildkonstruierenden Verfahrens sucht. Es ist offensichtlich, dass beide auf ihre Weise die vorgefundene Wirklichkeit manipulieren. Bei Friedrich sind es vorbereitende Bleistiftskizzen von Bilddetails verschiedener Orte, die er später im Atelier zu seinen Kompositgemälden zusammenführt. Vergleichbare Eingriffe sind bei Gurskys jüngeren großflächigen Bildern ebenfalls vorhanden, seine Fotografien werden einem aufwändigen digitalen Nachbearbeitungsprozess unterzogen. Auf jeden Fall ein Grund, sich diese Bilder in Originalgröße aus der Nähe anzuschauen. Natürlich spielen Detailgenauigkeit und technische Perfektion bei beiden Künstlern eine wichtige Rolle. Ebenso die Spannung zwischen Dimension und Masse auf der einen Seite und der anonymisierenden Existenz des Menschen auf der anderen. Bei Gursky fällt besonders die Möglichkeit auf, seine Bilder auf zweifache Weise zu sehen. Zum einen als distanzierter »Überblick« auf den Makrokosmos des Allovers, des Gesamtmotivs aus größerer Entfernung. Zum anderen als »Nahblick« auf den Mikrokosmos eines unglaublichen Detailreichtums. Beide Aspekte zugleich in ein und demselben Bild. Bereits bei Friedrich ist eine Art Simultanität vorhanden, wenn er zum Beispiel mehrere Lebensaltersstufen in einem Gemälde darstellt. Gurskys Verwendung von Mehransichtigkeit bzw. Polyperspektive – zum Beispiel im Rennstreckenbild »Bahrein II« – erinnert an die Composite Polaroids von David Hockney, der sich damit seinerseits auf kubistische Konzepte bezieht, oder an dessen expressiv verwinkelte Landschaftmalerei der 1990er Jahre. In Gurskys spröder Bangkok-Serie klingt dagegen fast eine impressionistische Momenthaftigkeit an. Und bei »Rhein II« wird man unwillkürlich an den amerikanischen abstrakten Expressionismus erinnert. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Andreas Gursky eines der großen Drip-Paintings von Jackson Pollock in der Ausstellung präsentiert. Nicht zuletzt Gurskys Nüchternheit und emotionale Distanz finde ich erwähnenswert. Hier ist er von Friedrich vielleicht am weitesten entfernt. »Sehen ist für mich eine intelligente Form des Denkens«, meint er und spielt damit wohl auf den Tiefgang seiner Kunst an. Klingt aber irgendwie ein bisschen abgehoben.
Fußnote zu meiner Skizze: Andreas Gurskys Fotografie »Rhein II« von 1999 (gerahmt 207 x 385,5 x 6,2 cm) hat 2011 bei Christies einen stattlichen Auktionspreis von 4,3 Millionen Dollar erzielt. In der Ausstellung ist das Bild allerdings leider nur als kleinformatiger Print zu sehen. Habe mir deshalb die Freiheit genommen, die Wirklichkeit ein bisschen zu manipulieren und das kostbare Stück in der Größe mehr dem Verkaufswert anzupassen. Mit dem Pentel Brush Pen ist das immerhin schneller möglich als mit der Quantel Paintbox. Bin mir bei diesem Eingriff beinahe vorgekommen wie der Meister höchstpersönlich. Wenn auch nur für den Augenblick :-)
Mitreisende
Pentel Brush Pen und Pentel Aquash Waterbrush mit Horadam Aquarellfarben auf 96 g/qm (Canson Artbook 180º, 14 x 21,6 cm) und auf ca. 70 g/qm (Moleskine Plain Notebook, 25,6 x 20,7 cm).
Tüte voller Licht
Fineliner auf 100 g/qm (Daler Rowney A5 Sketchbook).
Habe diese transparente, von meiner Enkelin mit kleinen weißen Sternen bestempelte Papiertüte geschenkt bekommen. Mit einem Teelicht ist es eine schöne Tischleuchte. Dabei war sie bis heute Morgen noch mit leckeren :-) getrockneten Apfelringen gefüllt. Womit wird wohl das neue Jahr angefüllt sein?